„Trauern ist ein endgültiger Abschied von einem geliebten Menschen. Loslassen lernen ohne zu vergessen – und ihn im Herzen bewahren“.
Wie schwer das sein kann, wissen die beiden Hospizkoordinatorinnen Hilde Witt und Ingrid Reisinger nur zu gut.
Sie und ihr Team aus Ehrenamtlichen sind nicht nur für Sterbende da, sondern auch für diejenigen, die ohne den geliebten Partner, einen Elternteil, das eigene Kind oder einen guten Freund weiterleben müssen, obwohl der Verlust so unendlich schmerzt.
Viele fühlen sich in der Trauer allein gelassen. Die Gesellschaft erwartet, dass man nach einem Todesfall schnell wieder funktioniert.
Doch Sätze wie „das Leben muss weitergehen“ helfen nicht weiter, erhöhen nur den Druck auf die Hinterbliebenen.
„Trauer braucht Zeit“, weiß Hilde Witt, deshalb ist jeder, der einen lieben Angehörigen oder einen ihm nahestehenden Menschen verloren hat und sich in seiner Trauer alleine fühlt, zum Gespräch eingeladen.
„Die meisten Betroffenen können ihre Trauer besser bewältigen, wenn sie über das reden können, was sie so tief und schmerzvoll bewegt.“
Dabei ist es unwichtig wie lange der Verlust zurückliegt.
„Man kann Trauer lange unterdrücken“ Ob der Verlust eines geliebten Menschen erst vor einigen Monaten war, schon mehrere Jahre zurückliegt oder gar Jahrzehnte, das ist für die Hospizgruppe nicht relevant.
„Bei uns ist jeder herzlich willkommen.“
Aus Erfahrung weiß Ingrid Reisinger, dass gerade im Alter alte Wunden aufbrechen können und sich die Trauer von Neuem zeigen kann.
Wie hilft die Hospizgruppe Menschen bei der Trauerbewältigung?
Wir haben ein vielfältiges Angebot, um der großen Bandbreite der Trauernden gerecht zu werden.
Das ist auch Jürgen Stadler, dem 1. Vorsitzenden der Hospizgruppe, sehr wichtig.
Bei der Ausbildung von zehn ehrenamtlichen Hospizbegleitern*innen zur Trauerbegleitung wurde vermittelt, dass Männer anders trauern als Frauen.
Ebenso trauern Jugendliche anders als Erwachsene. Gerade deshalb ist ein differenziertes Angebot so wichtig.
Auch für verwaiste Eltern will man verstärkt da sein.
Ab Herbst 2022 finden wieder regelmäßig einmal im Monat Gruppentreffen statt.
In einer Gruppe von Betroffenen können Frauen und Männer, deren Kind verstorben ist, ihren persönlichen Weg durch die Trauer finden.
Angesprochen fühlen dürfen sich auch Eltern so genannter Sternenkinder. Dies sind Kinder, die vor, während oder bald nach der Geburt verstorben sind.
„Wir waren auch bei den ersten, die ein Grab für Sternenkinder geschaffen haben.“
In diesem Grab begraben Eltern, die keine eigene Grabestelle haben, ihre Sternenkinder.
„In der Geburtsstation im Dingolfinger Krankenhaus gab es innerhalb von 2 Jahren 82 Sternenkinder. Eine Zahl, die betroffen macht. Deshalb wollen wir unsere Trauerarbeit auf diesem Gebiet intensivieren“ laut Jürgen Stadler.
Auch für Angehörige von/an CoronaVerstorbenen haben wir ein Gesprächsangebot.
Für einige kam der Tod des geliebten Menschen in dieser Zeit völlig überraschend – viele konnten sich nicht verabschieden.
Jeden ersten Donnerstag im Monat können daher die Hinterbliebenen von 14.00 bis 16.00 Uhr dieses Angebot telefonisch oder persönlich im Hospizbüro wahrnehmen.
Wer lieber weniger von sich und seinem Verlust erzählen möchte, aber dennoch einen Weg finden will, die Trauer zu bewältigen, für den ist vielleicht buchstäblich der Weg das Ziel.
Im Herbst plant die Hospizgruppe erstmals „Trauerwandern“ anzubieten.
Bei einer Tagestour mit ausgebildeten Trauerbegleiterinnen besteht für die Teilnehmer die Möglichkeit, durch gezielt gesetzte Impulse der eigenen Trauer nachzugehen.
Man überlegt auch das Angebot kontinuierlich zu erweitern: regelmäßige Spaziergänge für die Trauernden, ein Trauercafé oder ein offenes Frühstück wären Möglichkeiten.
Um für jeden Betroffenen das Richtige zu finden, stehen unsere Hospizkoordinatorinnen Witt und Reisinger für Beratungen zur Verfügung.
In einem Einzelgespräch loten sie gemeinsam mit dem*r Trauernden aus, welches Angebot das passende sein könnte.
Noch im Mai startet eine Trauergruppe. Das erste Treffen findet am Mittwoch 25. Mai 2022 statt.
Die Gruppe trifft sich dann jeweils donnerstags am 9. + 23. Juni, 7. + 21. Juli sowie am 04. August.
Es sind noch Plätze für Kurzentschlossene frei.
Ort und Uhrzeit werden im Einzelgespräch bekannt gegeben.
Alle Angebote sind kostenfrei und konfessionell unabhängig
Anmeldungen und weitere Informationen sind per Mail an die Adresse mail@hospizgruppe.info
oder telefonisch unter 0160/93 54 88 69 erhältlich.
Auf dem Bild – von rechts: 1. Koordinatorin Hilde Witt, 1. Vorsitzender Jürgen Stadler, Koordinatorin Ingrid Reisinger
Textquelle: Claudia Rothhammer, LNP